Der Wahlkampf bleibt spannend. In einer heute erschienenen Umfrage des eher konservativen Umfrageinstituts Kantar Sofres OnePoint (http://www.bfmtv.com/politique/presidentielle-jean-luc-melenchon-double-francois-fillon-et-lui-prend-la-3e-place-1139131.html) hat Jean-Luc Mélenchon erstmals Francois Fillon (17%) überholt und liegt mit 18% auf Platz 3. Der Vorsprung der beiden Erstplatzierten, Emmanuel Macron (24%) und Marine Le Pen (24%), ist damit auf nur noch 6% geschmolzen, während der konservative Kandidat Fillon mehr und mehr an Boden verliert. Damit ist Jean-Luc Mélenchon etwas geglückt, womit Anfang des Jahres niemand gerechnet hatte: Der Kandidat der Bewegung „France Insoumise“ greift wirklich noch einmal in den Wahlkampf ein. Einen wichtigen Beitrag für diese guten Umfrageergebnisse wird seine Schlagfertigkeit bei den beiden TV-Duellen gespielt haben, die viele Unentschlossene überzeugt hat. Der Wahlkampf bleibt also weiterhin unberechenbar und es wird sehr spannend werden, welche Zahlen am 23.April um 20 Uhr auf den Fernsehschirmen flimmern.
Die Erkenntnis, dass Francois Fillon wohl keine wichtige Rolle mehr im Wahlkampf spielen wird und seine Chancen auf den Einzug in die 2.Runde nur noch minimal sind, scheint nun auch bei den Konservativen durchgesickert zu sein. Der ehemalige Bürgermeister von Nizza und ehemalige Minister im Kabinett von Nicolas Sarkozy, Christian Estrosi twitterte heute, dass die Konservativen wieder zur Republikanischen Front gegen den Front National zurückkehren müssen (https://twitter.com/cestrosi/status/850994230470352899). Er rief heute Francois Fillon auf, bei einem Nichteinzug in die 2.Runde sich hinter denjenigen Kandidaten zustellen, der gegen Marine le Pen antritt. Die Republikanische Front war nach der Amtszeit von Nicolas Sarkozy von den Konservativen aufgekündigt worden. Sollte Jean-Luc Mélenchon in die zweite Runde einziehen, kann ich mir noch schwer vorstellen, dass die Konservativen für Mélenchon votieren würden.
Vielmehr zeigt der Tweet von Estrosi wie zersplittert auch die Konservativen sind. Der Front National hat es die letzten Jahre geschafft, mehr und mehr die Konservativen zu spalten und Berührungsängste abzubauen. Die Nomminierung von Francois Fillon, der großen inhaltlichen Überschneidungen mit der Front National aufweist ist ein Beweis dafür, wie weit Rechts die Konservativen derzeit stehen. Ähnlich wie die Sozialisten von Links droht auch der Konservativen Partei, dass sie zwischen Emmanuel Macron und Marine Le Pen aufgerieben werden.
Apropos PS: Heute gab es in der FAS ein interessantes Interview mit dem Vorsitzenden des Think Tanks Terra Nova, Thierry Pech. Dieser sprach von einer Neugeburt der Sozialdemokratie in der Form von „En Marche!“: „Frankreich erlebt jetzt sein Godesberg außerhalb der Sozialistischen Partei“. Insgesamt gab er der PS keine großen Überlebenschancen. Terra Nova ist übrigens ein links liberaler Think Tank, der Sympathie für die Kandidatur Macrons hat. Dennoch teile ich die Einschätzung, dass die PS bei einem Sieg Macrons bei den französischen Präsidentschaftswahlen keine großen Überlebenschancen hätte. Sie würde von Macrons Bewegung sehr wahrscheinlich aufgesogen werden.
Bachellier Christian/ Flickr.com (CC BY-NC-ND 2.0)